"Ich bin Physiker" - der Auschwitzüberlebende Prof. Kolmer berichtet am Hansa von seinem Leben
„Ich bin Physiker!“, antwortete Prof. Felix Kolmer (Auschwitzüberlebender), als er von Lino gefragt wurde, inwiefern ihm der Glaube Kraft gegeben habe, die Shoa zu überleben.
Dieser Satz war nur einer der beeindruckenden Aussagen, mit denen er als geladener Zeitzeuge auf der Präsentationsveranstaltung der diesjährigen Studienfahrt nach Oswiecim und Krakau überraschte.
Prof. Kolmer erzählte ausführlich von seinem Weg als 19jähriger im Aufbaukommando des Ghettos Theresienstadt, seiner Jahre in Auschwitz-Birkenau und seiner Flucht aus dem KZ Groß-Rosen am Ende des Krieges. Glück und nochmals Glück, aber auch die Gewissheit, immer für seine Mithäftlinge da zu sein, ihnen Hoffnung zu vermitteln, hätten ihn die Shoa überleben lassen, so sein Fazit.
Nach dem Krieg studierte er in Prag Physik und habilitierte im Fachbereich Akustik. Bis heute engagiert er sich im Internationalen Auschwitzkomitee und ist im Vorsitz des Bundesverbandes für Information und Beratung der NS-Verfolgten in Köln. In dieser Tätigkeit, aber auch in seinen Gesprächen mit Jugendlichen in ganz Europa wird deutlich, wie sehr ihm daran liegt, dieses Thema in Erinnerung zu halten. Als einer der letzten Zeitzeugen der jüngeren Generation von seinen schrecklichen Erfahrungen zu erzählen, damit sie schätzen lernen, was es bedeutet, in einer Demokratie zu leben. So verdeutlichte er am Ende des Interviews noch einmal, dass die Nachgeborenen nicht schuld seien an diesen Verbrechen, aber die Verantwortung hätten, dass so etwas nie wieder passiere.
Umrahmt war der Abend in der Aula zum ersten Mal mit Life-Musik. Unser besonderer Dank gilt Herrn Eles und dem Oberstufenchor, sowie Diana, die auf dem Klavier u.a. die Israelische Nationalhymne spielte.
„Und dann wollte ich Ihnen noch eine Rückmeldung vom Besuch mit Felix Kolmer
am Hansa-Gymnasium am 27.04.2017 geben. Es war zwar für Felix und Vera ein
langer Abend (den beiden steckte auch noch etwas die strapaziöse Anreise in
den Knochen), aber Felix hat mir nachher gesagt, dass dieses Zeitzeugen-Gespräch das beste gewesen sei, an dem er jemals teilgenommen habe. Ihm hat das gesamte Programm des Abends sehr gut gefallen, das Format des Interviews mit den beiden SchülerInnen, die sehr guten Fragen, denen man anmerken konnte, wie gut die SchülerInnen vorbereitet waren. Und sowohl Felix als auch Vera haben sehr die beiden selbst geschriebenen Texte gelobt, die zwei Schülerinnen vorgelesen haben – und auch ich muss sagen: Das war für so junge Menschen ganz erstaunlich reflektiert, und ich denke, das ist dann sicher zum Teil auch das Ergebnis sehr guter pädagogischer Arbeit.“
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Abschließend ein Schreiben von Herrn Rebentisch (Vorstand des Bundesverbandes), der für uns den Kontakt zu Prof. Kolmer herstellte:
*„Ich hege nicht den leisesten Hass in meinem Herzen. Aber wir dürfen nicht vergessen.“* (Felix Kolmer)
Genau dieses NICHT VERGESSEN ist eine Aufgabe, die wir als sogenannte Zweitzeugen ernst nehmen und deshalb froh sind, dass wir Schülerinnen und Schüler der Oberstufe jedes Jahr eine Studienfahrt nach Oswiecim machen dürfen.
(Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studienfahrt)
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