Gemeinsam gegen das Vergessen
Schüler der Oberstufe begegnen Zeitzeugen der Shoa im Rahmen des Erzählcafés in der Residenz am Dom. Eindrucksvoll berichten diese in sehr heimischer Atmosphäre von ihren Erlebnissen.
Verein ermöglicht Zeitzeugenbegegnungen
An einem Donnerstag Nachmittag im November 2016 besuchten 42 Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihren Lehrern, Frau Merz, Herrn Neumann und Herrn Grümme das sogenannte "Erzählcafe" in der Residenz am Dom in Köln. Der „Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V. setzt sich für die Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung und ihre Nachkommen ein und ermöglicht seit vielen Jahren vor allem jungen Menschen eine Zeitzeugenbegegnung.
Bewegende Schicksale der Tischnachbarn
Unter dem Motto "Gemeinsam gegen das Vergessen" mischten wir uns unter die älteren Leute. So saßen wir an einem Tisch mit betagten Damen und Herren, von denen einige russischsprachig waren, so dass ich mich gut mit ihnen auch in ihrer Sprache unterhalten konnte. Dies führte zu einer sehr angenehmen und lockeren Stimmung.
Zunächst wurde Leonid Fish zu seinem 93. Geburtstag gratuliert, der sofort die Gelegenheit nutzte, aus seinem Leben zu erzählen. Während seiner Worte begann eine Dame an unserem Tisch zu weinen, was mir persönlich sehr nahe ging. Leonid Fish wurde im November 1923 in der polnischen Stadt Oświęcim (dt.: Auschwitz) geboren und musste zusammen mit seiner jüdischen Familie vor den Nationalsozialisten fliehen. Dann trat er freiwillig der Roten Armee bei, kämpfte in Stalingrad und kam 1945 mit seiner Einheit bis nach Berlin. Heute lebt er in Köln.
Tamar Dreifuss erzählt ihre Kindheitsgeschichte
Der für den Nachmittag vorgesehene Vortrag des 1942 geborenen Journalisten Peter Finkelgruen musste leider verschoben werden. An seiner Stelle berichtete die uns bereits bekannte Tamar Dreifuss aus ihrem Leben. Vor einigen Monaten hatte sie in der Aula des Hansa-Gymnasiums von Ihren Erlebnissen als Dreijährige gemeinsam mit ihrer Mutter Jetta auf der Flucht vor den Nazis berichtet.
Als die kleine Tamar mit ihrer Mutter in ein Konzentrationslager deportiert wurde, gelang ihnen auf wundersame Weise die Flucht aus diesem Durchgangslager. Ihren Vater und Ihre Großeltern sah Sie nie wieder. Heute lebt Tamar Dreifuss in Pulheim und wir sind ausgesprochen dankbar dafür, dass wir Ihre Geschichte ein weiteres Mal "miterleben" durften. Ihr berührender Überlebenskampf ging uns allen sehr nahe. Nach Kaffee und Kuchen war sie sogar bereit, unsere Fragen zu beantworten. Dies war uns allen eine große Ehre war. Das Lebensmotto von Tamar Dreifuss lautet:
"Nur wer sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt, kann die Zukunft gestalten."
(Angelika Dobers und Alexander Sees, Schüler)