„Seid gewissenhafte Menschen. Seid Menschen.“ (Margot Friedlander)
Wie jedes Jahr machte sich eine Gruppe von OberstufenschülerInnen mit drei Lehrern während der Projektwoche auf eine nicht einfache, aber so wichtige Reise, damit sie in Zukunft Zeugnis ablegen können, wenn es in naher Zukunft keine Zeitzeugen mehr gibt.
Zwischen Weimar und Auschwitz
Zwischen Weimar und Auschwitz begegneten wir dem Ideal des Humanismus wie der Ausgeburt der Entmenschlichung. Zum ersten Mal führte diese Studienreise zunächst nach Weimar, wo wir auf den Spuren Goethes und Schillers die Stadt erkundeten, uns in einer Führung in der Amalienbibliothek Höhepunkte menschlicher Schaffenskraft begegneten. Am nächsten Tag wurden wir zum ersten Mal mit der Entmenschlichung des Menschen konfrontiert im Konzentrationslager Buchenwald, und reisten dann weiter nach Auschwitz, wo eine intensive Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten stattfand.
Auf den Spuren der Shoa
Ein Guide führte uns durch das Stammlager, nachmittags beschäftigten wir uns in einem multimedialen Workshop mit drei konkreten Lebensgeschichten in Auschwitz.
Am zweiten Tag vormittags näherten wir uns Auschwitz II (Birkenau), wobei wir, ausgehend von der alten Judenrampe, die außerhalb des Lagers liegt, den Weg der Häftlinge nahmen, die ihrer Vernichtung durch Arbeit oder sofortigen Ermordung entgegengingen. Im Mittelpunkt stand das Konzentrationslager, d.h. die Lebensbedingungen der Menschen, die nicht sofort getötet wurden, sondern von den Kapos und SS-Frauen und -männern gedemütigt und gequält zu häufig sinnloser Arbeit getrieben wurden. Nachmittags stand das jüdische Leben in Auschwitz vor der Besetzung der Deutschen im Mittelpunkt. Wir besuchten den alten jüdischen Friedhof und die Alte Synagoge mit dem Jüdischen Zentrum. Tag 5 der Studienreise widmete sich dem Gedenken der Ermordeten an ausgewählten Orten im Vernichtungslager (Sauna, Krematorium V, Aschesee). In einem Workshop gingen wir vor allen Dingen der Frage nach: Wer waren diese „ganz normalen Menschen“, und vor allen Dingen, wie kommt es dazu, dass Menschen wie du und ich zu solchen Handlungen fähig waren?
Bevor wir abschließend nach Krakau fuhren, vor allen Dingen in den jüdischen Stadtteil Kazimierz, in dem auch die berühmte Fabrik Oskar Schindlers steht, hatten wir die Gelegenheit, individuell die Ausstellung des Staates Israel „Shoa“ in Block 27 und die Ausstellung zum Völkermord an den Sinti und Roma in Block 13 im Stammlager zu besuchen.
Erfahrungen als Aufforderung, politisch aktiv zu werden
Es war eine in jeder Hinsicht anstrengende Fahrt, aber die jeweils abends stattfindenden Treffen, in denen die Ereignisse und Erlebnisse des Tages reflektiert wurden, waren für alle ein Gewinn, machten stark für den kommenden Tag und lenkten den Blick auf heute, auf unser politisches Handeln im Hier und Jetzt.
Danksagung an die Bethe-Stiftung
An dieser Stelle möchten wir uns herzlich für die großzügige finanzielle Unterstützung bei der Bethe-Stiftung bedanken, die seit vielen Jahren Jugendlichen den Besuch von Gedenkstätten ermöglicht.