Auch wenn uns der Coronavirus heutzutage in vielen Bereichen einschränkt, hat sich der Geschichts-Leistungskurs der Q2 von Herrn Eles trotzdem dazu entschieden eine Exkursion zur NS- Ordensburg Vogelsang durchzuführen. Ein Gebäudekomplex, erschaffen zur Zeit des NS- Regimes, um die „Nazi- Elite" der Zeit auszubilden.
Am Mittwoch, dem 7. Oktober 2020, trafen wir uns am Hauptbahnhof und fuhren mit der Bahn in die Eifel. Nach einer anschließenden Busfahrt waren wir in der hochgelegenen NS-Ordensburg Vogelsang angekommen.
Schnell wurde uns klar, dass dieser Ort nicht so war, wie andere Gedenkstätten, wie das EL-DE Haus. Es gab keine überwältigende melancholische Stimmung unter uns und wenn man die Hintergründe des Ortes nicht kannte, gab es dafür auch keinen Grund. Symbolische Beziehungen zum Nationalsozialismus wurden von den Allierten später größtenteils entfernt und nur geschulte Augen finden beispielsweise einen aus Holz geschnitzten Reichsadler, welcher in einem tragenden Holzbalken eingearbeitet wurde.
Das, was die NS-Ordensburg von anderen Gedenkstätten unterscheidet, ist, dass man hier keinen Einblick in die Leben der Opfer des Nazi- Regimes erhält, sondern stattdessen einen Einblick in das Leben der Täter und der „Elite" der Nazis. So wie es unser Guide Herr Malaise ausdrückte, war dieser Ort tatsächlich „eine Fabrik, die Mörder herstellte".
Während unserer gut zweistündigen Führung erfuhren wir so einiges über die Personen, welche dort ausgebildet wurden, über den Alltag der Auszubildenen, sowie über das Leben der Personen nach der Ausbildung.
Als wir in der ehemaligen Schänke der NS-Ordensburg saßen, erklärte uns Herr Malaise, dass die Auszubildenden keine Akademiker, sondern Menschen waren, welche nicht selten der sozialen Unterschicht angehörten. Man suchte dort nicht die klügsten Köpfe, man suchte jene, die blind Befehle befolgen würden. Man suchte sportliche junge Männer, welcher dem „arischen" Ideal entsprachen und schon Erfahrung in einer Instutution der Nazis hatten. Diese wollte man zu fanatischen Anhängern der NS-Ideologie machen, damit jene später wichtige führende Posten im wachsenden dritten Reich einnehmen können. Sie sollten glauben die Besten der Besten zu sein. Unbesiegbar und unaufhaltbar in allem was sie machen, ganz nach der größenwahnsinnigen Ideologie der Nazis.
Das Leben der Auszubildenden war geprägt von sportlichen Aktivitäten, der Nazi-Ideologie, sowie von der Entwicklung eines starken Teamgeistes.
Früh am Morgen begann der Tag um 6:00 Uhr mit dem Erwachen in den Baracken, Räume, mit Betten, einem Spind, dafür ohne eine Tür oder jegliche Privatsphäre. Wer hier etwas sagte, musste davon ausgehen, dass es jeder hören würde, ob man es wollte oder nicht.
Später ging es in die Kantine. Erst wenn die gesamte Gruppe anwesend war, wurde der Einlass gewährt. Fehlte jemand, oder erschien jemand zu spät, gab es im Stil einer Kollektivstrafe für niemanden Essen und man musste hungrig zurück in die Baracken. Man kann sich vorstellen, dass niemand der Grund für eine verpasste Mahlzeit sein wollte, wenn bekannt gemacht wird wer fehlte und man alleine mit den anderen Zeit in den Barracken verbringen musste.
Im Bereich des physischen Trainings gab es einige Auswahlmöglichkeiten. Neben einem Sportplatz gab es ein Schwimmbad und die natürlich hügelige Beschaffenheit der Gegend, optimal für Hügel-Wandertouren. Zentral war bei der Ausbildung jedoch der Reitsport.
Ein weiterer Teil der Ausbildung war die schulische Indoktrination. Sinn und Zweck war es die Schüler zu fanatischen Nazis zu machen, welche an die NS-Ideologie glaubten und an ihr festhalten würden.
Wer sich der klar forcierten Autorität der Lehrer widersetzte, durfte mit harten Konsequenzen rechnen. Wenn es sich nicht um Schläge handelte, zählte zu den übliche Strafen die schier ewigen Treppen der Ordensburg zehn mal rauf und runter zu laufen.
Wenn die Ausbildung abgeschlossen war und die Auszubildenden überzeugt davon waren die Elite der Nazis zu repräsentieren, mussten die meisten jedoch erkennen, dass man außerhalb der Ordensburg ihre Ausbildung nicht allzu ernst nahm. Man sah die Absolventen nicht als die Elite, sondern mehr als einen arroganten Haufen von Nichtskönnern an. Die Ausbildung hatte so wenig Gewicht, dass es für einige bei Kriegsausbruch als normale Infanterie an die Front ging. Hier wurde den Absolventen das Gefühl der Überlegenheit und Unbesiegbarkeit zum Verhängnis.
Dennoch gab es auch Fälle von Absolventen, welche höhere Posten erhalten haben. Diese wurden unter anderem bei der Deportation von Juden als Verwalter eingesetzt und sorgten nicht selten alleine für unzählige Opfer.
Insgesamt fand ich diesen Ausflug sehr lehrreich. Es war spannend mal eine Gedenkstätte der anderen Art zu besuchen und unser Guide, Herr Malaise, hat die Tour so gestaltet, dass keinem langweilig wurde.
Ich kann jedem nur empfehlen auch mal die NS- Ordensburg Vogelsang zu besuchen. Nicht nur Geschichtsinteressierte werden merken, wie sehr sich ein solcher Ausflug lohnt und wer weiß, vielleicht weckt dieser Ausflug auch in euch/Ihnen ein zuvor unbekanntes Interesse für die deutsche Geschichte!
(Desmond Otih, Q2)