„Erinnern – eine Brücke in die Zukunft“ - Hanseaten nehmen am Jugend- und Schülergedenktag der Stadt Köln teil
Die Schülerinnen und Schüler der diesjährigen Gedenkstättenfahrt 2019 besuchten aus Anlass des internationalen Holocaustgedenktages am 27. Januar das benachbarte Königin-Luise-Gymnasium, wo von der Stadt Köln der 22. Jugend- und Schülergedenktag durchgeführt wurde.
Diese Veranstaltung versteht sich als eine Bühne zur Präsentation vielfältiger Projekte von Kindern und Jugendlichen für Kinder und Jugendliche. Sie soll nicht nur die Erinnerung an die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes und ihre Opfer im Gedächtnis bewahren, sondern die Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen, damit jede Form von Rassismus und Antisemitismus ansprechen und bekämpfen.
In ihrer Begrüßungsrede forderte Frau Bürgermeisterin Scho-Antwerpes in Anwesenheit von Herrn Abraham-Josef Lehrer, dem Vorstand der Kölner Synagogengemeinde und Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland alle Zuhörer auf, niemals zu vergessen und immer sensibel zu bleiben, wenn Menschen - ja wenn Mitschüler ausgegrenzt werden, wie es oft in den Social Media geschehe.
Schülerinnen und Schüler des Projektkurses am Gymnasium Kreuzgasse erinnerten an ehemalige Mitschüler, die zur Zeit des Nationalsozialismus als Anwälte gearbeitet hatten und relativ bald mit Berufsverbot belegt, später dann verfolgt und ermordet wurden.
Um den Opfern ein Gesicht zu geben, wird an der Königin-Luise-Schule ein zentraler Gedenkort in Form einer Fotowand mit Bildern von Opfern der NS-Diktatur geschaffen. Einige davon wurden dem Publikum eindrucksvoll bei gleichzeitiger Klavierbegleitung durch den Schüler Joshua (KLS, Stufe 10) mit Chopins Nocturne in cis-Moll präsentiert.
Besonders imponierend waren die Grundschülerinnen und -schüler der GGS "Alte Wipperfürther Straße" in Köln Buchheim. Sie trugen Ergebnisse aus der Geschichts-AG vor: Sie hatten sich sehr intensiv mit Gertrud „Mucki“ Koch beschäftigt, die während des Zweiten Weltkriegs in einer Gruppe der Kölner Edelweißpiraten Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete und am 21. Juni 2016 verstarb. Gemäß ihrem Motto, „wenn ihr traurig seid, dann geht raus und singt“ sangen sie typische Lieder wie „die Gedanken sind frei“. "Mucki" war durch die geheime Staatspolizei (Gestapo) im ELDE-Haus eingesperrt und blieb trotz grauenhafter Zustände standhaft. Eine der vielen Botschaften der jungen Schülerinnen und Schüler lautete: "Ich möchte so standhaft sein wie Mucki, wenn ein Mitschüler beleidigt wird“.
Neben ihrer Spurensuche nach bereits vergessenen Synagogen in Köln verwiesen Schülerinnen und Schüler der Lise-Meitner Gesamtschule in Porz auf den Völkermord an der Religionsgemeinschaft der Yeziden durch den IS in den vergangenen Jahren. Anna Piepereit aus dem Vorstand der Bezirksschülervertretung forderte alle anwesenden Mitschüler auf, die Erinnerung an das vergangene Unrecht zu bewahren und das Aufkeimen menschenverachtender Gedanken zu verhindern. "Wehret den Anfängen und erhebt euch gegen das Unrecht", so lautete ihre Botschaft.
(Norbert Grümme, Lehrer)