Der NW-Kurs Klasse 8 deckt auf:
Abwasser ist ein Thema, das unbedingt geklärt werden muss & einmol em Johr kütt d'r Rhing us em Bett, nämlich dann wenn hä Huhwasser hät…
Gleich zweimal hatte unser Kurs die Gelegenheit, die Wasserschule der Stadtentwässerungsbetriebe in Köln-Stammheim zu besuchen. Am 16.11. stand der Kurs „Hochwasserschutz in Köln“ auf dem Programm. Im warmen Seminarraum erfuhren wir von vergangenen Hochwassern, die Köln zum Teil arg in Mitleidenschaft gezogen haben. Weihnachten 1993 und schon wieder im Januar 1995 suchte der Rhein die Altstadt und tiefliegende Stadtteile heim. Damals war die historische Altstadt nur bis zu einem Pegelstand von 10 Metern geschützt. Im Jahr 1996 wurde ein neues städtisches Hochwasserschutzkonzept beschlossen und in den folgenden Jahren fast 300 Millionen Euro in die Errichtung höherer Schutzmauern und die Anschaffung mobiler Hochwasserschutzelemente investiert. Doch wie kommt es immer wieder zu einem starken Hochwasser am Rhein? Die im 19. Jahrhundert beginnende Begradigung des Flusses, die Versiegelung von immer mehr Flächen im Einzugsgebiet und das Abschneiden von Auenwäldern führt dazu, dass bei Starkniederschlagsereignissen immer mehr Wasser immer schneller abfließt. Dies haben wir auch eindrucksvoll in kleinen Experimenten gezeigt. Nachdem der Seminarraum nun in Teilen unter Wasser stand, durften wir in einer benachbarten Halle die mobilen Hochwasserschutzelemente anschauen. Aus der ganzen Welt reisen Expertengruppen nach Köln, um sich über den Hochwasserschutz der Stadt zu informieren. An einem kleinen Modell vor der Halle demonstrierte uns ein Mitarbeiter, welche Fehler man beim Aufbau dieser Elemente machen kann. Doch wir haben alle Fehler entdeckt! So können wir beruhigt beim nächsten Hochwasser trockenen Fußes durch Köln schlendern. Es sei denn, der Pegel überschreitet eine Marke von 11,90 m… Ist Dein Haus sicher vor einem Hochwasser? Informiere Dich unter:
Bereits beim ersten Besuch lag ein sonderbarer Geruch in der Luft, den jeder beim Verlassen des Busses sofort in der Nase hatte. Die Wasserschule der StEB befindet sich nämlich im Großklärwerk Köln-Stammheim. Nachdem wir alles rund ums Thema Hochwasser erfahren haben, stand am 07.12. die Abwasserbeseitigung auf dem Programm. Noch bevor wir uns auf den Rundgang durch die größte Kläranlage Kölns gewagt haben, gab es eine spannende Diskussion rund ums Abwasser. Was ist drin, im Kölner Abwasser? Zu viel! Lauter Dinge, die nicht hineingehören und teilweise vom Klärwerk nicht entfernt werden können. Ein großes Problem sind zum Beispiel Ohrstäbchen, die weder bei der mechanischen Reinigung (Rechen und Sandfang) noch in der biologischen oder chemischen Reinigung aus dem Abwasser herausgeholt werden. Ebenso Medikamentenrückstände oder Mikroplastik. All diese Stoffe fließen nach dem Durchlaufen des Klärwerkes in den Rhein und damit in die Nordsee. Auch Feuchttücher sind ein Problem. Sie landen mit anderen festen Abfällen nach der mechanischen Reinigung in Container, die für viel Geld zur Müllverbrennungsanlage gefahren werden müssen. Diese Entsorgung macht den größten Teil unserer Abwassergebühren aus.
Die eben noch unter dem Mikroskop bestaunten Einzeller, die in der biologischen Reinigung alle organischen Bestandteile des Abwassers zersetzen, konnten wir auf dem Rundgang durch das Werk an einem langgezogenen Becken in Aktion erleben. Eine schlammige, braune Brühe waberte vor uns herum. Aber: Kein Gestank! Den gab es wenige Meter zuvor. Am sogenannten Schneckenpumpenhaus wird das Abwasser, das teilweise unter dem Rhein durch dicke Rohre fließt, vier Meter in die Höhe gepumpt, um das ganze Klärwerk leicht bergab zu durchfließen. Der bezaubernde Geruch fauliger Eier lag in der Luft…
Am Ende des Rundganges wurde es windig genug, um diesen tollen Geruch an uns vorbei zu pusten. Wie Ihr unten sehen könnt, endete der Rundgang vor den Faultürmen. Hier lagert Klärschlamm, der zum Teil aus den abgestorbenen Einzellern der biologischen Reinigungsstufe besteht. Andere Mikroorganismen verspeisen diese und produzieren dabei jede Menge Methan, das zur Energieerzeugung und Versorgung des Klärwerkes benutzt wird.
Zwei spannende Vormittage haben uns mit reichlich neuen Informationen versorgt. Und bevor das nächste Mal die Essensreste ins Klo fliegen oder der Plastikmüll auf die Straße, denken wir ans Klärwerk und entsorgen richtig!
(Dr. Thomas Bierke, Lehrer)